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Axel-Springer-Neubau

Axel-Springer-Neubau
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Mit großer Spannung ist der Neubau erwartet worden, den Rem Koolhaas und sein Büro OMA für den Axel Springer Konzern errichtet haben. Das gewaltige Gebäude unmittelbar neben dem Springer-Hochhaus in der Berliner Friedrichstadt scheint zunächst ein Fremdkörper zu sein, bezieht sich aber sehr präzise auf seinen Bauplatz. In seinem Innern haben die Architekten eine Bürolandschaft entworfen, mit der sie den digitalen Arbeitsplatz nachhaltig verändern wollen.

Viel platte Symbolik hätte man sich an diesem Ort vorstellen können. Der Medienkonzern Axel Springer hat dem bei seinem Neubau gegenüber dem Berliner Stammhaus widerstanden. Weder präsentiert sich das Unternehmen ostentativ als offen und volksnah, indem es etwa seine Mitarbeiter auf den Präsentierteller setzt, noch zelebriert es hier, direkt im ehemaligen Todesstreifen, die Wiedervereinigung mit deutsch-deutscher Nationalromantik. Man entschied sich für einen Entwurf von OMA, entstanden unter der Federführung von Bürogründer Rem Koolhaas und OMA-Partner Chris van Duijn. Und damit dafür, einen typologisch neuartigen Bau zu errichten, der versucht, eine funktionale Antwort auf die Frage zu finden, wie die Architektur für ein Medienhaus im 21. Jahrhundert aussehen sollte. Im vergangenen Jahr nun wurde der Bau von den Beschäftigten bezogen.

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Eckansicht Zimmer- und Axel-Springer-Straße. Die gespiegelte Trapezform, die die Fassaden beherrscht, leitet sich aus der Form des Grundstücks her.
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Wer nach Fertigstellung des Neubaus die Jerusalemer Straße nach Süden hinunterblickt, dem bietet sich ein Bauensemble dar, das die Entwicklung des Pressehauses als Bautypus über ein Jahrhundert zusammenfasst: In seiner Mitte das Springer-Hochhaus, das Axel Springer direkt hinter der Mauer mitten auf dem Straßenverlauf errichten ließ. Es wendet dem Betrachter seine verschlossene, mit eloxierter Bronze verkleidete Seitenansicht zu – Springers klare Absage an das kommunistische Ostberlin (eine symbolische Geste, die der Neubau glücklicherweise ignoriert.) Rechts der Jerusalemer Straße begrenzt Mendelsohns epochales Mossehaus aus den frühen Zwanzigerjahren den Blick, dessen dynamisch gekurvte Ecklösung immer noch eine der vollendetsten Übersetzungen von großstädtischer Geschwindigkeit in Architektur ist. Hier residierten die Zeitungen des Tageblatt-Verlegers Rudolf Mosse.

Der Axel Springer Neubau, der dem Mossehaus gegenüberliegt, greift dessen mit schwarzer Keramik verkleidete Fassade farblich mit seiner Vorhangfassade aus dunklem Glas auf, vermeidet aber ansonsten jede Anbiederung. Jeder der drei Bauten dokumentiert das Bestreben seiner Bauherren, mit der Architektur für ihr Medienhaus technisch und gestalterisch absolut auf der Höhe der Zeit zu sein. Das gilt für die Ecklösung des Mossehauses ebenso wie für das Springer-Hochhaus und den Neubau von OMA. Mit ihm will sich der Konzern nicht nur als Medien-, sondern auch als Technologieunternehmen darstellen. Bei der Belegung der 3.000 Arbeitsplätze, die hier zur Verfügung stehen, wurde deshalb darauf geachtet, die verschiedenen Bereiche, in denen Springer engagiert ist, sorgfältig zu mischen. Neben der „Welt“ und dem Fernsehsender „Welt TV“ sind eine Vielzahl von digitalen Konzerntöchtern hier untergebracht, die inzwischen im Mittelpunkt der unternehmerischen Tätigkeit stehen.

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Um die optische Wucht des enormen Baukörpers zu mindern, teilen die Architekten ihn horizontal auf halber Höhe durch einen Rücksprung, der eine Art Galerie in der Fassade bildet.
Die Galerie verbindet die beiden gewaltigen facettierten Verglasungen, mit denen die zentrale Raumschöpfung des Springer-Neubaus belichtet wird.
Fassade zur Schützenstraße mit Erich Mendelsohns Mossehaus im Hintergrund.
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Barocke Fassade

Die markanten Diagonalen, die die Großform des Gebäudes von außen prägen, leiten die Architekten aus der Form des Grundstücks und damit unmittelbar aus dem barocken Stadtgrundriss der Berliner Friedrichsstadt her: Die im Osten an das Grundstück anstoßende Linden – respektive auf diesem Abschnitt Axel-Springer-Straße durchbricht das orthogonale Straßenraster, sodass der Straßenblock, den der Neubau vollständig einnimmt, die Form eines rechtwinkligen Trapezes besitzt. OMA überträgt diese geometrische Figur in die Vertikale und projiziert so elegant die städtebauliche DNA des Ortes auf die Fassaden. Um die optische Wucht des enormen Baukörpers zu mindern, teilen die Architekten ihn horizontal auf halber Höhe durch einen Rücksprung, der eine Art Galerie in der Fassade bildet. Der obere Teil des Gebäudes, immerhin fünf Stockwerke, scheint hier nur auf filigranen Rundpfeilern zu lagern. Die Galerie verbindet die beiden gewaltigen facettierten Verglasungen, mit denen die zentrale Raumschöpfung des Springer-Neubaus belichtet wird: die neun Geschosse hohe Passage, die den Bau in voller Länge von Südwesten nach Nordosten durchzieht.

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Das Axel-Springer-Hochhaus (1. BA 1959–1965, 2. BA 1992–1994) und der Neubau von OMA auf der gegenüberliegenden Seite der Zimmerstraße. Gewaltige facettierte Verglasungen belichten die talartige Passage, das Zentrum des Neubaus.
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Denn der Axel Springer Neubau kehrt das Prinzip des Springer-Hochhauses aus den späten Fünfzigerjahren um. Ganz Kind seiner Zeit, wurde das Hochhaus mittig auf dem Baugrund als freistehendes Volumen errichtet. Die Scheibenform des Hauses gewährleistet, dass praktisch jeder Arbeitsplatz ausreichend Licht und ein Fenster zum Außenraum besitzt. OMA bebaut dagegen das Grundstück bis an seine Ränder, teilt aber den Baukörper diagonal durch ein tiefes „Tal“. Die „Hänge“, die das Tal an den beiden Längsseiten begrenzen, haben die Form abgetreppter Terrassen, die bis zum siebten Geschoss immer weiter zurückweichen. In der achten und neunten Etage kragen die Terrassen dagegen wieder stärker vor, so dass sie das Tal nach oben verengen und dem Raum trotz seiner enormen Ausmaße eine gewisse Intimität verleihen. Licht erhält das Tal durch die beiden gebäudehohen facettierten Glasflächen, die es an den Schmalseiten begrenzen. Diese gewaltigen Fenster, von denen das südwestliche übereck geführt wird, stellen die Verbindung zwischen den Arbeitsplätzen und der Außenwelt her. Durch sie scheint das „Draußen“ fast physisch hineinzudrängen.

Einen „Talboden“ gibt es nicht: Drei große Öffnungen verbinden das Tal mit dem darunterliegenden Foyer, das aber dennoch eine eigenständige Raumeinheit bleibt. Die klare Trennung beider Bereiche liegt nicht zuletzt darin begründet, dass der große Eingangsbereich des Springer-Neubaus zukünftig eine halböffentliche Zone bilden wird, wo Veranstaltungen und Ähnliches stattfinden. Die Wegführung durch das Gebäude ist dezentral organisiert, nicht zuletzt deshalb, weil eine Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen des Springer-Konzerns Büroflächen in dem Gebäude nutzen. Derzeit stellt Idealo, eine Preisvergleichs-Plattform, die größte Gruppe unter den Beschäftigten, die im Neubau arbeiten.

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Axel Springer, Rem Koolhaas, OMA, Berlin 2021, Plan
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Landschaft für Medienarbeiter

Während in den geschlossenen Bereichen des Gebäudes die konventionellen Arbeitsplätze untergebracht sind, sollen die Terrassen nach dem Willen der Architekten Platz für informelleres und experimentelleres Arbeiten bieten. Ausdrücklich versteht OMA seinen Entwurf als Mittel gegen die Vereinzelung des modernen Medienarbeiters vor seinem Bildschirm. Die Terrassen sollen ihn mit seinen Kollegen wieder zusammenführen, um gemeinsam in schöpferische Prozesse einzutreten. Das Mobiliar illustriert diese Absicht: Runde Sitzgruppen finden sich hier, kleine Besprechungstische, tragbare Hocker und Sitztreppen aus Polsterblöcken für Meetings in Abteilungsstärke. Vor allen Dingen sehen die Architekten hier Freiflächen vor, die immer wieder auf unterschiedliche Weise neu bespielt werden können.

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Das zentrale „Tal“...
...mit seinen terrassierten Hängen
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Die Arbeitslandschaft, die Koolhaas und van Duijn im Axel Springer Neubau schaffen, weckt unmittelbar Assoziationen an die topografisch konzipierten Räume Scharouns, seine „Leselandschaft“ in der Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße, seinen „Weinberg“ im großen Saal der Philharmonie. Und wie Scharoun gelingt es auch OMA, trotz der gewaltigen Dimensionen die Menschen nicht zu verzwergen. Vielmehr werden Beschäftigte und Besucher in dem Gebäude zu Flaneuren und Beobachtern, denen eine Vielzahl von Aussichtspunkten zur Verfügung stehen. Der gewaltige Raum hat nichts Monumentales oder Einschüchterndes. Das ist unter anderem der angenehmen Akustik zu verdanken, für die schallschluckende Elemente in die Betondecken eingelassen wurden. Nicht zuletzt trägt dazu aber auch eine ausgeprägte Farbigkeit bei, die auf der einen Seite des Tals mit dunklen, auf der anderen mit hellen Tönen arbeitet. So finden sich beispielsweise auf der dunklen Talseite grüne Böden; die enorm hohen Pfeiler, die die Decke tragen, sind schwarz gestrichen; Teile der Seitenwände sind mit Paneelen aus eloxierter Bronze verkleidet – eine Reminiszenz an das benachbarte Springer-Hochhaus, die jedoch auch sofort wieder an Scharoun denken lässt.

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Im sechsten Stock ist eine der Brücken im Innern des Gebäudes als eigenständiger Raum durch Glaswände abgeschirmt und beherbergt die Redaktion der „Welt“.
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Pathetische Teilungs- und Wiedervereinigungssymbolik

An drei Stellen haben die Architekten Brücken über das Tal geschlagen. Die größte davon ist doppelstöckig. Im sechsten Stock ist sie als eigenständiger Raum durch Glaswände abgeschirmt und beherbergt die Redaktion der „Welt“. Im Stockwerk darüber sind die Arbeitsplätze von „Welt TV“ untergebracht. Von unten ist die Brücke mit reflektierendem Metall verkleidet und verteilt so das von den Seiten einfallende Licht wie eine Schusterkugel über die gesamte Raumlandschaft. Den höchsten Aussichtspunkt des Gebäudes bildet das Dach, das die Architekten als grünen Aufenthaltsbereich für die Mitarbeiter gestaltet haben. Sportzonen finden sich hier, Gemeinschaftsbeete, Gastronomiebereiche und selbstverständlich viele Möglichkeiten, den Arbeitsplatz ins Freie zu verlegen. Hier dekliniert OMA viele Ideale des New Work durch und zieht Nutzen aus den technologischen Möglichkeiten des mobilen Arbeitens.

Kehren wir am Schluss noch einmal zur Symbolik zurück. Und zur Frage, ob das Tal, das das Haus in zwei Hälften teilt und von Brücken überspannt wird, sowie die überall wiederkehrende Farbgestaltung in Schwarz und Weiß vielleicht doch die große pathetische Teilungs- und Wiedervereinigungssymbolik darstellen soll. Man wünscht es sich nicht. Zu differenziert und feingeistig sind ansonsten die Referenzen an die Stadt und ihre Architektur, die der Entwurf erweist.

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Text: Fabian Peters

Fotos: Laurian Ghinitoiu, Courtesy OMA

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