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Spiel mit der Tradition

Spiel mit der Tradition
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In der Pieter Cornelisz Hooftstraat, der Luxus-Shoppingmeile von Amsterdam, reihen sich Marken wie Burberry, Hermes und teure Juweliergeschäfte aneinander. Die Ansammlung typisch niederländischer Backsteinfassaden wird dort allerdings seit neuestem durch eine Häuserfront unterbrochen, die regelrecht zu schweben scheint, denn der untere Teil der Fassade besteht aus durchsichtigen Glasbausteinen, die in einem feinen Verlauf in rötliche Terrakottasteine übergehen. Dort, im sogenannten Crystal House, sitzt Chanels neuer Flagshipstore.

MVRDV hat in der Amsterdamer Pieter Cornelisz Hooftstraat eine typische niederländische Backsteinfassade neu interpretiert: Das Gebäude sieht mit seinen Architraven, dem Dach und den großen Fenstern aus wie ein Amsterdamer Haus aus dem 19. Jahrhundert, wären da nicht die Glasbausteine.
Und tatsächlich handelt es sich hier um eine Rekonstruktion: Die traditionellen Dreiecksgiebel, der vorstehende Balken um Waren hochzuziehen, die Klinkerfassade und die großen Fenster – alle für diese Zeit typischen stilistischen Elemente haben die Architekten übernommen. Dabei war es ihnen wichtig, auf den Ort einzugehen und eben keinen austauschbaren Neubau zu planen, der in jeder Einkaufsstraße stehen könnte. Deshalb entschieden sie sich, traditionelle Architektur mit neuen Elementen zu verbinden.

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Härter als Beton
Die TU Delft entwickelte zusammen mit dem venezianischen Glashersteller Poesia und MVRDV Glasbausteine, die besonders tragfähig sind.
Daria Scagliola & Stijn Brakkee
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Die Glasbausteine entstanden durch die Zusammenarbeit des venezianischen Glashersteller Poesia, der TU Delft und MVRDV. Dabei stellte sich vor allem die Frage, ob und wie das Glas tragfähig gestaltet werden kann. Die Forschungsgruppe der TU Delft entwickelte dafür eine spezielle Herstellungsmethode: Das flüssige Glas wird in eine Form gegossen und in einem Ofen kontrolliert herunter gekühlt, damit keine Risse in den Bausteinen entstehen. Die Architrave sind dadurch so widerstandsfähig, dass sie zwei Geländewagen tragen könnten – und damit härter als Beton.
Dabei war vor allem das Verbundmaterial eine Herausforderung für das Team, da Zement aufgrund seiner Opazität nicht in Frage kam. Die Lösung war ein transparenter Kleber, der Temperaturschwankungen widersteht. Die Bauweise stellte sich dabei als besonders nachhaltig dar: Kaputte Glasbausteine oder Terracottaelemente können eingeschmolzen und wieder neu geformt werden.

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Bei der Entwicklung der Glasbausteine haben MVRDV mit der TU Delft und dem venezianischen Glashersteller Poesia zusammengearbeitet. Foto: Daria Scagliola & Stijn Brakkee
Ein transparenter Kleber kam als Verbundmaterial zum Einsatz. Foto: Daria Scagliola & Stijn Brakkee
Das Gebäude scheint zu schweben: In der unteren Hälfte ist die Ziegelfassade transparent. Foto: Daria Scagliola & Stijn Brakkee
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Neue Anwendungsmöglichkeiten

Die TU Delft forscht seitdem weiter, und sucht nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für das Baumaterial Glas. Ein Beispiel dafür sind tragfähige Säulen oder Pfeiler, die aus Glas geformt werden können, um bei Restaurationen fehlende Elemente zu ersetzen. Dabei arbeitet die Forschungsgruppe allerdings mit weniger Transparenz – zur Sicherheit der Besucher.

Mehr über die Zukunft des Werkstoffs Glas kann man auf der der internationalen Messe für den Werkstoff Glas glasstec in Düsseldorf erfahren: Dort richtet die TU Delft zusammen mit anderen Hochschulen dieses Jahr die Sonderschau „Glass Technology Live“ aus. In Halle 11 präsentieren die Hochschulen ihre Forschungsergebnisse zu den Themen Fassade, Energie, Konstruktion und neue Technologien. Selbstverständlich auch die Hersteller vor Ort und führen in ihre Produktwelt ein.

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Text: Isa Fahrenholz

Der Artikel ist anlässlich der glasstec 2018 auf BAUMEISTER erschienen. Mehr zum glasstec 2022-Trendthema „Resources“ finden Sie hier.

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